Johannes-Passion, Johann Sebastian Bach, BWV 245

Passionskonzert am 29.03.2024, 17:00 Uhr, Schlosskirche

In den Tagen vor Ostern, den „Kartagen“, wird in den Kirchen an das Leiden und Sterben Jesu erinnert. Die Leidensgeschichte, die Passion, über die die vier Evangelisten berichten, hat seit vielen Jahrhunderten, ihren festen Platz in der Liturgie. Und bis in die Gegenwart werden diese Leidensgeschichten vertont. Dabei sind die Werke Bachs, die Matthäus- und Johannes-Passion, die wohl bekanntesten Höhepunkte dieser Kompositionen aus der Barockzeit.

Bachs “Johannes-Passion” ist gegenüber seiner “Matthäus-Passion” die dramatischere Passionsvertonung. Auf Basis der lutherischen Übersetzung des Evangelien-Textes wird in knapper Form von der Gefangennahme, der Verurteilung, Geißelung und Kreuzigung Jesu berichtet. Neben dem erzählenden Evangelisten kommt auch dem Chor eine wichtige Rolle zu: Er stellt einerseits in den sogenannten Turba-Chören, die in atemberaubend kurzem Abstand aufeinander folgen, die aufgebrachten Menschengruppen dar. So scheint dem Zuhörer, als werde er förmlich von den sich überstürzenden Ereignissen hinweg gerissen. Und andererseits reflektiert der Chor das Geschehen als gläubige Gemeinde in den Chorälen. Diese bedeutende Einbeziehung des Chores zeigt sich auch darin, dass in der “Johannes-Passion” vergleichsweise wenige Arien komponiert sind.

Die Person Jesu hat im Johannes-Evangelium einen ausgeprägt sieghaften Charakterzug. Wie ein Fels in der “Brandung” steht Jesus, der trotz aller Erniedrigung “verherrlicht worden ist”.

Diese theologische Aussage stellt Bach gleich zu Beginn im Eingangschor “Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen” mit einem kongenialen musikalischen Eingangsportal dar, das bis dahin in der Musikgeschichte seines Gleichen sucht. Das zeitliche Ausmaß und die Komposition aus mehreren gleichzeitigen Aussageebenen sind monumental und in ihrer Kühnheit für damalige Passionsvertonungen “unerhört”.

Viel spricht dafür, dass Bach das Werk in der kantatenlosen Zeit vor Ostern komponiert hat. Eine längere Kompositionsphase lässt sich schwer mit Bachs Lebenslauf vereinbaren, schließlich hatte er jeden Sonntag eine neue Kantate für den Gottesdienst abzuliefern. Das heißt aber, dass Bach nur die sechs Wochen vom 20. Februar 1724 bis zum 7. April 1724, an dem die erste Aufführung der Johannes-Passion stattfand, zur Verfügung standen!

Trotz häufiger “Ausflüge” in sehr alte, romantische oder auch zeitgenössische Passionsvertonungen gehören die Passionen J. S. Bachs seit über 30 Jahren zum Kernbestand der traditionsreichen Aufführungen der Kantorei an der Schlosskirche Friedrichshafen. Die Schlosskirche bietet mit ihrer barocken Architektur ein ideales Ambiente.

Eine Besonderheit beim diesjährigen Passionskonzert sind die Instrumentalisten der “cappella santa croce“, Bremen., die auf Nachbauten von Instrumenten aus der Zeit Bachs und in der so genannten “Temperatur” von Bach-Kellner spielen. Diese unterscheidet sich von der heute üblichen gleichschwebenden Temperatur in den Abständen zwischen den Halbtönen.

Die Leitung hat KMD Sönke Wittnebel