Schlosskirche beim Konzert der Kantorei wieder voll besetzt

Passionskonzert blickt auf die Erlösung

Schwäbische Zeitung, Freitag, 14. April 2023

von Christel Voigt, FRIEDRICHSHAFEN


Mit Rossinis „Petite messe solennelle" hat sich die Kantorei an der Schlosskirche im Oktober nach der Corona-Pause in reduzierter Zahl zurückgemeldet -  zum Karfreitagskonzert waren sie auf rund fünfzig Sängerinnen und Sänger angewachsen, die fast wieder zur gewohnten Einheit und Gesangskultur zurückgefunden haben. Auch die Zuhörer sind wieder herbeigeströmt und haben die Kirche bis hinauf auf die Empore gefüllt.

Wenngleich die Christenheit am Karfreitag den Kreuzestod Christi beklagt, steht dahinter immer das Wissen um die Erlösungstat und die Auferstehung. Daher hat Kirchenmusikdirektor Sönke Wittnebel für das diesjährige Passionskonzert Werke ausgewählt, die nicht den Schmerz, sondern das Vertrauen auf die Verheißung in den Mittel­punkt stellen.

Als Andachtsworte sind „Die sieben Worte Jesu am Kreuz", wie sie die Evangelien überliefert haben, mehrfach vertont worden, so von Heinrich Schütz und Joseph Haydn. In schlichten Arien wie in kontrastreichen Chören stellt Cesar Franck in seiner farbenreichen, poetisch-mystischen Vertonung Jesu Worten die Empfindungen der Umstehenden wie die Dankbarkeit der Erlösten gegenüber. Schon nach der dunklen Orgel­einleitung schwebt ein lieblicher Ton im Raum und berührend erhebt sich die Sopranarie, die Mariens Schmerz ausdrückt. Sanft modulierend, leiht die junge Greta Hartleb der Leidenden ihre weiche Stimme. Tiefe Güte drücken Jesu Worte „Vater, vergib ihnen" aus, mit denen der Chor, aus der Stille emporsteigend einsetzt. Dramatisch beschreibt der Chor die Kreuzigung, ehe er wieder zur Vergebungsbitte zurückkehrt.

Im bewegenden Duett von Tenor Florian Wagner und Bariton Julius Feirle erhält der Schächer das Versprechen, ins Paradies einzugehen. Herb leiht Bassist Michael Pommer dem dürstenden Jesus seine Stimme. Wie ein dramatischer Opernchor schleudert der Chor den Hohn der Soldaten entgegen, ehe er in stiller und inniger Betrachtung Jesu „Es ist vollbracht" ausführt, da ist wieder die schöne Pianokultur der Kantorei. Zum magischen Klang von Ulrike Neubachers Harfe besingt der Tenor Jesu „Es ist vollbracht" und lenkt den Blick auf die Verheißung, auf den offenen Himmel, den der Chor aufnimmt.

Mit der stillen „Plainte" (Klage) von Jean Langlais leitet Sönke Wittnebel an der Orgel über zum „Stabat mater" des 19-jährigen Franz Schubert. In der freien Nachdichtung von Friedrich Gottlieb Klopstock rückt hier Jesus in den Mittelpunkt. Noch klagt die Sopranistin berührend über das Schwert, das Mariens Seele durchdringt, doch verkündet der Chor freudig, dass Jesu Sterben alle Tränen trocknen wird. Emotional besingen Sopran und Tenor wie der nachfolgende Chor die innige Wonne, den Vorgeschmack auf den Himmel. Glockenläuten folgt dem Amen, still folgen die Zuhörer dem Wunsch, die Kirche ohne Applaus zu verlassen.