Erhebende Blicke ins Paradies

Berührendes Chor-Orgelkonzert zum Totensonntag in der Schlosskirche

Von Christel Voith, Friedrichshafen
Schwäbische Zeitung, 29. Nov. 2023


Im evangelischen Kirchenjahr wird am Sonntag vor dem ersten Advent traditionell der Toten gedacht. Auf dieses Totengedenken hat die Kantorei an der Schlosskirche am frühen Samstagabend ihr besonders berührendes und erhebendes Chor- und Orgelkonzert ausgerichtet.

 

Ein leises Konzert war es, nur von Orgel und Harfe begleitet, ein Konzert, das in seiner Innigkeit tief zum Herzen sprach. Hans Fischer und Marlon Schätzle saßen gemeinsam an der großen Orgel, unwirklich leitete ihr stilles Orgelspiel César Francks Vertonung von Psalm 150 ein, ehe die Kantorei unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Sönke Wittnebel mit dem Lobpreis auf den Herrn einsetzte. Im Wechsel von Frauen- und Männerstimmen gipfelte der Psalm im Lobpreis „Alles, was Odem hat, rühme den Namen des Höchsten, Alleluja!“

Auch Jean Langlais' dreistimmige „Missa Misericordiae Domini“ blieb still und verhalten. Ätherisch setzte das Kyrie ein, traumhaft war die Klangkultur des Chors, wenn das Kyrie im Pianissimo wie ein Hauch verhallte. Verhalten war auch das Gloria, wieder im Wechsel von Frauen- und Männerstimmen, die sich wieder vereinigten und in kraftvollem Amen ausklangen.

Von der Kanzel herab sang Greta Hartleb Max Regers „Ich sehe dich in tausend Bildern“ nach Novalis. Wie ein Traum ließ die junge Sopranistin die Vision eines „unnennbar süßen Himmels“ vorüberziehen, wo Jesus den Seher „nach der Welt Getümmel“ erwartet, und wie ein Traum ließ Wittnebel, der hier selbst an der Orgel saß, die Vision verwehen.

Höhepunkt des Konzerts war Gabriel Faurés Requiem in der Fassung für Orgel und Harfe.

Tiefe Frömmigkeit und Gottvertrauen strahlt das suggestive Gesamtkunstwerk aus, das die Toten in der Liebe Jesu geborgen weiß. Schwebend trug der Chor das „Requiem aeternam dona eis, Domine“ empor, betörend schön war die Pianokultur der Sänger, das Alternieren wie das Miteinander von ausgewogenen Männer- und Frauenstimmen. Äußerste Zartheit bestimmten die Interpretation. Engelszungen priesen im Sanctus den Herrn.