„Luther“-Pop-Oratorium - erschreckend aktuell

Aufführung aller Chöre an der Schlosskirche

Von Christel Voith,  Friedrichshafen

Ein letztes Mal vor seinem Abschied im Frühjahr will Kirchenmusikdirektor Sönke Wittnebel alle seine Chöre an der Schlosskirche in einem gemeinsamen Projekt vereinen, die intensiven Proben gehen ihrem Ende zu. Ein zweites Mal stehen nach sechs Jahren Kantorei, Jugendkantorei und der Gospelchor „Almost Heaven“ am Freitag und Samstag, 27. und 28. Oktober, gemeinsam um den Altar der Schlosskirche, um das mitreißende Pop-Oratorium „Luther“ aufzuführen.

Zum Lutherjahr 2017 war Wittnebel auf das in Kooperation mit der evangelischen Kirche in Deutschland entstandene Oratorium des Erfolgsduos Michael Kunze und Dieter Falk gestoßen, das seit 2015 bundesweit schon mit Tausenden von Mitwirkenden aufgeführt worden war. Mit ihrer ansteckenden Dynamik und Begeisterung erntete die Häfler Aufführung mit 130 Sängerinnen und Sängern in der Schlosskirche nicht enden wollenden Applaus.

Ein klein wenig Federn hat die Kantorei nach dem Corona-Einschnitt gelassen, doch mit Stolz kündigt Wittnebel für die neuen Aufführungen einen großen vereinigten Chor mit 97 Mitwirkenden an. Stolz ist er auch, dass er alle 31 Solopartien aus den Chören heraus besetzen kann. Einzige Ausnahme ist Sven Hanagarth, der schon beim letzten Mal als ganz junger Mann die umfangreiche Partie des Luther mit großer Präsenz gespielt und gesungen hat. Inzwischen hat er seinen Bachelor in Musik in Mainz nahezu abgeschlossen, man darf sich auf ein Wiedersehen freuen.

Auf Livemusik hat Wittnebel auch diesmal verzichtet - bei so vielen Mitwirkenden hätten im Altarraum keine Musiker mehr Platz, dafür wird die Original-Musik eingespielt. Etwas Platz muss bleiben, denn die lebendigen Spielszenen werden noch mehr in den Vordergrund gerückt und mit stimmigem Lichtdesign hervorgehoben.

Warum noch einmal das Luther-Musical? „Ich wollte, dass alle meine lieben Chöre nochmal was zusammen machen, zudem interessiert das Pop-Oratorium auch weitere Kreise“, sagt Wittnebel. Schließlich werden unter seiner Leitung im November das romantische Requiem von Gabriel Fauré und am Karfreitag Bachs Johannes-Passion folgen.

Die Probe hat wieder die besondere Dynamik erfahren lassen, das Zusammenspiel von Solostimmen und Chören, die das Geschehen um Luther lautstark verfolgen und kommentieren. Fast erschreckend ist die frappierende Aktualität, wenn aufgebrachte Kirchenvertreter gegen neue Ideen rebellieren, wenn Banker ihre Pfründe wegschwimmen sehen, wenn ein trotziger Kaiser auf seine Rechte pocht und das Volk singt: „So fängt oft ein Erdrutsch an!“

Das Luther-Oratorium wird unter der Leitung von Sönke Wittnebel am Freitag, 27. und Samstag, 28. Oktober, in der Schlosskirche aufgeführt. Beginn ist jeweils um 19 Uhr. Karten sind im Internet erhältlich unter www.evkirchenmusik-fn.de.

Programmheft zur Aufführung