Schlosskirche lädt zur Johannes-Passion

Kantor Sönke Wittnebels letzte oratorische Aufführung ist am Karfreitag

Von  Christel Voith, Friedrichshafen

Als musikalisches Abschiedsgeschenk an seine Sänger der Kantorei in der Schlosskirche Friedrichshafen und seine treue Zuhörergemeinde führt Kirchenmusikdirektor Sönke Wittnebel nach 15 Jahren noch einmal die „Johannes-Passion“ von Johann Sebastian Bach auf, der Höhepunkt barocker Musik zur Passion.

Der Kantor berichtet, dass die Aufführung schon 2020 vollständig organisiert und geprobt war, aber wegen der Pandemie ausfallen musste. Umso größer sei seine Freude, dass es nun das letzte oratorische Werk ist, das er vor seinem Abschied in den Ruhestand aufführt. Eine Aufführung, die den Sängern am Herzen liegt. Die aber auch gewinnt durch das Barockorchester „Cappella santa croce“ aus Bremen, das auf Nachbauten von Instrumenten aus der Zeit Bachs spielt. An der Truhenorgel gibt es ein Wiedersehen mit Jonathan Hiese, Wittnebels früherem Schüler, jetzt Kantor in Bremen. Dieser habe den Kontakt zum Barockensemble hergestellt.

Am Karfreitag ist das Werk zu erleben, in dem der Chor zum einen in den heftigen Turbachören als aufgewiegeltes Volk auftritt und zum anderen in den schlichten Chorälen das Heilsgeschehen reflektiert. Als Evangelist führt Ulf Gloede durch das Geschehen, die weiteren Solisten leihen Jesus, Pilatus, Petrus und einer Magd ihre Stimmen.

Mit gemischten Gefühlen blickt Wittnebel auf seinen bevorstehenden Abschied, wie er sagt. Natürlich sei es eine Erleichterung, Verantwortung abzugeben und sich nicht um Organisatorisches zu kümmern. Doch was er noch üben müsse, sei das Loslassen des vielen Wunderschönen der zurückliegenden Jahre: die gewachsenen Beziehungen zu vielen Menschen, das Musikmachen mit ihnen. „Die Beziehungen und Begegnungen werden mir sehr fehlen.“ Er denke nicht nur an die Aufführungen, bei denen die Musik ihn getragen habe, sondern ebenso an die vielen Proben, aus denen er wie neugeboren herausgegangen sei, weil da so viel Wunderbares geschehe, „vom Chaos zum Kosmos“.

Während er zu Beginn seiner Tätigkeit „Gas geben“ konnte, vieles aufbauen, sei es jetzt für ihn eine „Vollbremsung“, denn sein Nachfolger solle absolut frei sein in der Gestaltung der Arbeit. Dafür werde Wittnebel Zeit haben, in Ruhe solche Orgelstücke einzuüben, zu denen er nie gekommen sei.

Die Aufführung am Karfreitag, 29. März, in der Schlosskirche beginnt um 17 Uhr.
Im Kantatengottesdienst am Sonntag, 28. April, findet die Verabschiedung von Sönke Wittnebel statt.