Konzertkritik des Südkurier vom 14.11.2011:

Mit herrlicher Musik dem Himmel ganz nah

Konzert des Gospel-Chors "Almost Heaven" in der Schlosskirche in Friedrichshafen bezieht das Publikum mit ein.

So mancher Konzertbesucher in der brechend vollen Friedrichshafener Schlosskirche mag sich dem Himmel tatsächlich ein ganzes Stück näher gefühlt haben. Beim Gospelkonzert des Chores „Almost Heaven“ unter der Leitung von KMD Sönke Wittnebel wurde mitgeklatscht und -gesungen. Berührend waren die zahlreichen ruhigen Lieder, die in ihrer Schlichtheit eine Verbindung zwischen Musik, Emotion und Glaube schufen.

Aus vier Richtungen zogen die Sängerinnen und Sänger in ihren blauen und rostroten Roben swingend und schnippend zum Altarraum. Engagiert und gut gelaunt stimmten sie den ersten Gospelsong an. „Gott ist unser Mittelpunkt, das Juwel, das wir gefunden haben“, zitierte Wittnebel aus einem Liedtext, und „Almost Heaven“ sang mit Hingabe „I love to praise Him“. Immer wieder kamen einzelne Sänger nach vorne und übernahmen kleine, ungekünstelte Soli, um sich danach wieder in den Chor einzuklinken. Bei „Kumbaya my Lord“ war das Publikum ausdrücklich zum Mitsingen aufgefordert. „Jeder darf einfach hier sein und versuchen, sich Jesus zu öffnen“, sagte Wittnebel, griff in die Tasten seines Flügels und dirigierte gleichzeitig Chor und Zuhörer. Ganz sanft hoben die Männerstimmen zum „Kumbaya“ an, die Frauen setzten die hohen Töne darüber und gemeinsam mit den mitswingenden Zuhörern füllten sie den gar nicht so kühl wie sonst empfundenen Kirchenraum. Immer wieder zeigten die Handflächen der Sänger nach oben. Sie selbst nahmen zweifelsohne etwas für sich auf, gleichzeitig gaben sie viel von ihrer Begeisterung weiter.

Bekannte Gospelmelodien wechselten sich mit weniger oft zu hörenden ab. Leise Töne und ruhige Melodien folgten auf rhythmisch dichte oder temporeiche Songs, bei denen die Sänger nicht nur ihre Musikalität, sondern auch ihr Temperament zeigen konnten. „Go down Moses“, interpretierten sie ungewöhnlich knackig und in „You raise me up“ legten sie ganz viel Hoffnung. Noch mehr Bewegung kam bei „Take the Shackles off my feet“ auf und bei „Bridge over troubled Water“ machten sie den Ohrwurm von Simon and Garfunkel zum Gebet. Mit „Let us stand Hand in Hand“ durfte auch ein Gospel für eine gerechtere Welt nicht fehlen – nicht nur schön anzuhören, sondern in seiner Botschaft wichtig und gut. Im Gegensatz zu anderen Kirchenkonzerten schien sich die Distanz zwischen Chor und Publikum aufzulösen. Emotionen – beim einen die Liebe zur Musik, beim anderen zu Gott, bei manchen beides – brachten Wärme ins Herz. Die Kollekte kommt zum Teil der Renovierung des evangelischen Gemeindehauses in der Scheffelstraße zugute. (rac)

 

Pressebericht der Schwäbischen Zeitung vom 14.11.2011:

Gospelchor singt in der Schlosskirche Friedrichshafen
Von Christel Voith


Wenn das Jahreskonzert des Gospelchors „Almost Heaven“ angesagt ist, heißt es schnell sein, denn schon eine halbe Stunde vor Beginn ist die Schlosskirche gesteckt voll und auch die zusätzlichen Stühle in allen Gängen reichen bei weitem nicht für alle aus, die dabei sein wollen.

Eine ganz eigene Stimmung erfasst die Zuhörer, die hineingenommen werden in eine Spiritualität, die eigentlich fremd ist und doch gut tut. Wo sonst darf man im Kirchenkonzert aufspringen, mit den Fingern schnipsen, klatschen und mitsingen – hier fordert Kantor KMD Sönke Wittnebel sogar dazu auf. Nicht kultivierter Kunstgesang ist gefragt, sondern aus dem Herzen strömender Gesang.

Es ist ein guter Brauch bei „Almost Heaven“, dass die Texte zunächst auf Deutsch vorgesprochen werden, damit man sich nicht nur vom Rhythmus tragen und mitreißen lässt, sondern auch die Botschaft hört und versteht. Und die nimmt gerade bei den modernen Liedern die heutige Lebenswelt herein, trägt sie vor Gott.

Da gehen die Hände hoch, da gerät der ganze Chor in rhythmische Ekstase wie schon beim Auftaktlied, als die Männer und Frauen in ihren wallenden nachtblauen und rostroten Gewändern durch die Seitengänge nach vorne tänzeln und fröhlich klatschend vor dem Altar ihr Halleluja singen und Jesus preisen. Gleich folgt das dynamische „I love to praise Him, His name, His holy name“.

Nicht fehlen durfte auch diesmal das gemeinsam mit den Zuhörern gesungene „Kumbaya, my Lord, kumbaya“, das Wittnebel am Piano mit verinnerlichtem Vorspiel einleitete. Überhaupt beeindruckten bei diesem Konzert die leisen Töne, die meditative Stimmung in Betrachtungen wie „God has smiled on me“ oder im wunderschön melodiösen „You raise me up“.

Auch beim bekannten „Bridge over troubled water“, von einem Männer-Duo gesungen, war die Tiefe und Tröstlichkeit der Texte erfahrbar. Alle, die dabei waren, sind zuletzt aufgesprungen, um dem Gospelchor für ein ansteckendes Konzert voller Tiefgang zu danken.

 

 

 

Konzertkritik der Schwäbischen Zeitung vom 21.09.2011:

„Almost Heaven“ schlägt Brücke zwischen Gesang und dem Glauben

 

Von Elke Wenzler

SPAICHINGEN

Bereits zum zweiten Mal hat „Almost heaven“ aus Friedrichshafen unter der Leitung von KMD Sönke Wittnebel ein Gospel-Konzert in der evangelischen Stadtkirche Spaichingen gegeben. Pfarrer Johannes Thiemann begrüßte die Konzertbesucher in der vollbesetzten Kirche und lud sie ein, sich nicht nur ansingen zu lassen, sondern mitzusingen.


In einer Besetzung mit sieben Sängern und 24 Sängerinnen, gekleidet in eigens für sie konzipierten Roben in silberblau und orange, bot der Chor vom Bodensee 90 Minuten mitreißenden Groove und ein abwechslungsreiches Repertoire. Überwiegend vierstimmige Chorsätze mit Soloeinlagen, moderne Arrangements traditioneller Gospels wie „Go down Moses“ von Marc Hayes und bekannte Gospels und Evergreens wie „Kumbaya my Lord“, „You raise me up“, „Bridge over troubled water“ und „Down by the riverside“ ließen das Publikum etwas verspüren von der Wirkung der gesungenen Worte, von der Verbindung zu Glauben und Gott durch das Lied, von der Freude, Gott im Lied zu ehren. Das Publikum ließ sich mitreißen, sang Refrains mit, klatschte, in die Bankreihen kam rhythmische Bewegung.

In den Pausen zwischen den Gesangsstücken übersetzten Choristen abwechselnd die afrikanischen oder englischen Liedtexte einfühlsam und von Melodien begleitet ins Deutsche. Aber auch auf andere Weise gelang es dem Chor, eine Brücke zum Publikum zu bauen: mit den Soloeinlagen von Matthias Fuhr, Kati Rusch, Enrico Schulze, Julia Funes, Klaus Salay, Willi Wöhler, Barbara Droste und Astrid Grosse.

Das Ende eines unvergesslichen Konzertabends bildeten die beiden Zugaben „I will follow him“ und „We are marching“. Die Zuhörer klatschten stehend Beifall als Anerkennung und Dank für die Freude, die „Almost heaven“ mit seinem Programm bereitet hatte.

Und über allem schwebte spannungsvoll das Werk des 59-jährigen Künstlers Frederick Daniel Bunsen, das er im Rahmen der Ausstellung „mal halten“ in der evangelischen Kirche für zwei Monate installiert hatte. Für eine kurze Weile zeigten Gegenwartskunst und Gospels, wie Glauben auf vielfältige Weise zum Ausdruck gebracht werden und genau so vielfältig Menschen bewegen und berühren kann.