Kindermusicals in St. Columban und in der Schlosskirche mit hochaktuellen Themen

Biblische Texte kindgerecht aufgearbeitet

Von Helmut Voith
Schwäbische Zeitung, Friedrichshafen, 16. Nov. 2022

Ein Wochenende mit zwei Kindermusicals in einer katholischen und einer evangelischen Gemeinde, hier „Elias“, dort „Zachäus“, ist selbst in Friedrichshafen ungewöhnlich.

Den Anfang machte Kantorin Marita Hasenmüller in der samstäglichen Matinee zum Patrozinium von St. Columban in der sehr gut besuchten Kirche, und das obwohl die Aufführung am Nachmittag wiederholt wurde. An diesem „Elias“ zur anspruchs­vollen Musik von Max und Klaus Wallrath, von einem professionellen Instrumen­tal­ensemble mitreißend dargeboten, waren über sechzig Kinder und Jugendliche des Jugendchores, des Jugendvorchores und des Schülersingkreises mit Feuereifer bei der Sache, ob Spieler, Gesangssolisten oder Chor, so dass der Funke sehr schnell übersprang.

Der Text von Ronald Klein schöpfte aus dem Vollen: Klimawandel, globale Erwärmung, Dürre und Wassermangel bedrohen das Volk, das sich den falschen Göttern Baal und Ashera zugewandt hat. Damit ist klar: Das Thema ist hochaktuell, die Probleme der Israeliten vor 3000 Jahren gehen uns alle an. Der herrschende Staatsapparat, der Ideologie Baals verpflichtet, der Wasser und Leben schenke, tut sich trotz aller Unterdrückung der Gegner immer schwerer, die Anhänger zu halten.

Wenn dann im Namen Jahwes noch ein Toter erweckt wird und die Dürre endlich ein Ende findet, ist der Weg offen für den wahren Gott, die Hoffnung stirbt zuletzt.

Spannend war das Spiel der Solisten, bestens verständlich und lebendig choreografiert waren auch die Chöre - dass da die Anwesenden, bei weitem nicht nur die Eltern und Großeltern, gepackt und überzeugt wurden, wen wundert's. Marita Hasenmüller hat die Fäden in der Hand und findet immer wieder zahlreiche Helfer - bei der großen Zahl von Mitwirkenden ein absolutes Muss. Das Spiel wurde begeistert aufgenommen.

Am Sonntagmorgen folgte dann in der Schlosskirche das Singspiel „Zachäus“ von Margret Birkenfeld und Jochen Rieger, integriert in einen Familiengottesdienst, in dem sich auch die neuen Konfirmanden vorstellten. Ganz kindgerecht war das Spiel auf die Mädchen- und Jungenkantorei (8 bis 11 Jahre) und die Kleinen im Kinderchor (ab 3 Jahre) zugeschnitten.

Die Geschichte von Zachäus gibt auch für heute viel her. Im Spiel ist gleich zu sehen, wie der ungeliebte Zöllner von einem Bauern einen willkürlich erhöhten Zoll einfordert. Doch er erkennt, dass ihn sein Reichtum nicht glücklich macht, dass er als Ausgeschlossener der wirklich Arme ist. Also will auch er den Jesus sehen. Köstlich wie im Gedränge ein kleiner Bub mit einem „Jippie“ auf den Schultern des Papas hocken darf. Zachäus klettert auf einen Baum und kann es kaum fassen, dass Jesus ihn sieht und bei ihm einkehrt. Er ist bekehrt und fängt ein neues Leben an.

Putzmunter und mit großer Spielfreude führen die Kleinen das Spiel auf und singen die eingängigen Songs. Nur Insider mögen wissen, welch intensiver Vorbereitung es auch hier bedurft hat. Dank an Kantor Sönke Wittnebel, seine Frau und ihre vielen Helfer.

Hier wie dort war die Freude zu spüren, dass am sehnlichst erwarteten Ende der Pandemie endlich wieder solche Aufführungen möglich sind. „Wie schön für alle Beteiligten, dabei gewesen zu sein, das ist einfach super, das ist Gemeinde!“, hat Dekan Bernd Herbinger in Columban gerufen, das gilt hier wie dort.