Konzertkritik des Südkurier vom 11.11.2014:

 

David spielt gegen Angst und Not

 

 

Mädchen- und Jungenkantorei führt in der Schlosskirche Fried- richshafen das Musical „David wird König“ auf

 

von Andrea Büchner, Bild Schall.

 

 

Nimm dich vor König Saul in Acht. Mit ihm stimmt irgendetwas nicht“, warnt der König vor sich selbst, allerdings ohne es zu merken. Denn Saul ist verrückt. In manchen Momenten weiß Saul nicht mehr, wer er ist, hält sich entweder für Gott oder einen seiner eigenen Untergebenen. „Ich bin schuld. Der Zorn des Königs wird mich treffen“, schreit er dann verzweifelt und vor Angst bebend. Tabea Kuhlmann geht in der Rolle des Saul voll und ganz auf und der Wahnsinn scheint echt. Die Atmosphäre in der ohnehin schon dunklen Kirche ist beklemmend. Manchmal weint ein kleines Kind. Die Geschichte um Saul ist traurig und nimmt mit seinem Tod ein tragisches Ende.

David wird König“ ist kein lustiges Musical, dafür aber ein anspruchsvolles Stück. Unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Sönke Wittnebel führten die Kinder und Jugendlichen der Mädchen- und Jungenkantorei in der Schlosskirche dieses Musical erstmals auf. Ebenfalls zum ersten Mal begleitete eine vierköpfige Live-Formation den Chor und lieferte ein wunderbares musikalisches Fundament. Geige (Annegret Kuhlmann), Klarinette (Christian Geist), Klavier (Julia Urbanek) und Keyboard (Regine Koschel) nahmen die jeweilige Stimmung auf, wurden zu Davids Harfe oder zu der den Sieger ehrenden Fanfare. Schaurig-spannend untermalt das Keyboard den Zweikampf zwischen David und Goliath, vom Herold auf der Kanzel eindrücklich kommentiert. David, Isais jüngster Sohn, hatte mit seinem Harfenspiel dem kranken König Saul unwissentlich gute und klare Momente geschenkt. Saul wählte ihn aus, um gegen Goliath und damit gegen die verhassten Philister anzutreten, vor denen sich der König fürchtete und versteckte. Das Spottlied auf Saul kehrt während des Stücks mit immer wieder anderen Texten wieder. Das Volk ist es leid, einen König zu haben, der faul ist und nicht seinen Pflichten nachkommt. Noch dazu in Kriegszeiten mit hoher Arbeitslosigkeit und hohen Steuern. Schwungvoll und rhythmisch instrumentiert, singt der Chor einen Spottvers nach dem anderen: „Saul, Saul ein Prophet kommt zu schauen wie’s dir geht. Saul, Saul König Saul. Nicht nur Äpfel werden faul.“

Musikalischer Höhepunkt des Musicals ist das Lied der Söhne Isais, ein fetziger Boogie Woogie. Dass der Prophet Samuel ausgerechnet nach seinem jüngsten Sohn David sucht, kann Isai kaum glauben. Doch Gott hat mit David noch viel mehr vor, denn Samuel wird ihn später zum König salben. Davids musikalisches Motiv „Ich will das Morgenrot wecken gegen den Schrecken. Gegen Angst und Not weck’ ich das Morgenrot“ zieht sich durchs gesamte Stück, erklingt in frohen Situationen ebenso wie in traurigen. „Armer Saul. Ich wollte ihm helfen, aber der Wahnsinn war schon zu stark geworden.“ David war vor Saul geflohen, der ihm unterstellt hatte, ein Verräter zu sein und nur auf seinen Thron zu wollen. In seinem Wahnsinn zog Saul in die Schlacht gegen die Philister, zusammen mit seinem Sohn Jonathan. „Jonathan, oh Jonathan, wie weh ist mir um meinen Jonathan“ beklagt David den Tod seines Freundes. Der Chor stimmt kräftig ein. Die musikalische Fülle des Stücks bietet den jungen Sängerinnen und Sängern immer wieder Gelegenheit, solistisch aus dem Chor hervorzutreten. Stellvertretend sei hier der elfjährige Julius Feirle genannt, der in der Rolle des David zahlreiche Soloparts mit Bravour bestritt.